Fünfter Einsatz, Mai 2019
Anfang Mai waren wir zum fünften Mal in Albanien um Hörsysteme anzupassen.
Dieses Mal hat uns die Akustikerin Verena begleitet. Außerdem hat uns vor Ort Alida als Dolmetscherin unterstützt.
Besonders schön war, dass wir einen Abend im Hotel mit den Kollegen von DAIKA verbringen und uns austauschen konnten, da sie zeitgleich vor Ort waren.
Wir haben in knapp vier Tagen fast 50 Erstanpassungen, 20 Nachkontrollen und 6 Hörtests durchgeführt.
Der nächste Einsatz ist für Herbst geplant.
Vielen Dank für die tolle Unterstützung von unterschiedlichsten Seiten!
Hier noch der Einsatzbericht von Verena:
Am 5. Mai startete mein Abenteuer Albanien. Über Facebook hatte ich von der Initiative erfahren und wollte Marina bei Ihrer Arbeit unterstützen. Am Gate in Wien haben wir uns dann das erste Mal gesehen. In Tirana angekommen, wartete schon Alida, unsere Dolmetscherin, mit dem Mietwagen auf uns. Alida arbeitet normalerweise für eine deutsche Reiseagentur. Sie spricht neben albanisch auch deutsch und englisch. Wir fuhren zuerst nach Pllane, einem kleinen Dorf 50km von Tirana entfernt. Dort begrüßte uns Schwester Caridad herzlich. Wir packten unser mitgebrachtes Material, wie Reinigungstabletten, Trockenboxen, Batterien usw. aus und bereiteten den Arbeitsplatz für die nächsten Tage vor.
Marina hatte im Vorfeld schon die Audiogramme unserer Patienten in den Laptop eingepflegt und sich Gedanken über die jeweils dazu passenden Hörgeräte gemacht. Wir sortierten noch die entsprechenden Ohrstücke für die Personen dazu, die wir am ersten Tag erwarteten.
Am Montag ging es dann um 8.30 Uhr los. Viele Patienten warteten schon auf uns. Die meisten kamen aus den umliegenden Orten, einige von weiter her. 200 km Entfernung war das Weiteste. Unglaublich! Vormittags und nachmittags waren jeweils 10-12 Patienten einbestellt worden.
Marina und Schwester Caridad waren schon ein eingespieltes Team. Ich arbeitete mit Alida zusammen. Wir führten Kontrollen und Neuanpassungen durch. Die bereits versorgten Patienten freuten sich, Marina wiederzusehen und berichteten ihr, wie sie im Alltag mit den Hörgeräten zurecht kamen. Meist war nur eine Überprüfung der Geräte, Kleinreparaturen und Schlauchwechsel notwendig, selten mussten die Geräte nachgestellt werden. Ich war in erster Linie für die Neuanpassungen zuständig. Es gab viele Patienten, die bereits eine mittel- bis hochgradige Schwerhörigkeit hatten. Ich war gespannt, ob sie die Hörgeräte akzeptierten. Oft war es für die Patienten schwierig, die neuen Klangeindrücke zu beschreiben bzw. zu sagen, was sie störte. „Ich höre Geräusche“, war oft die erste Reaktion. Doch was meinten sie damit? Manchmal war es das Zwitschern der Vögel von draußen oder das Stimmengewirr der wartenden Kunden im Flur. Ohne Geräte haben sie diese Geräusche oftmals über Jahre nicht mehr wahrgenommen.
Einige Patienten schickten wir nach der Anpassung für einen Spaziergang nach draußen. Anschließend konnten sie sich melden, wenn sie noch Probleme hatten. So versuchten wir sicherzustellen, dass sich die Patienten einigermaßen wohl fühlten mit den Hörgeräten. Denn der nächste Kontrolltermin wird erst wieder im Oktober sein.
Nach der Anpassung erklärten wir die Bedienung, sowie Reinigung und Pflege der Hörgeräte. Ebenso übten wir das Einsetzen der Ohrstücke. Ich war immer wieder überrascht, wie schnell einige ihre Ohrstücke ins Ohr bekamen.
Gegen 13 Uhr war Mittagspause, die wir mit den Schwestern beim gemeinsamen Essen verbrachten. Nachmittags ging es dann ab 14 Uhr bis 18.30 Uhr weiter.
Es kamen auch einige Personen zum Hörtest. Wenn die Indikationen für ein Hörgerät gegeben waren, nahmen wir gleich Abdrücke zum Herstellen von Otoplastiken.
Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit passt Marina grundsätzlich die Hörgeräte klassisch mit Otoplastik und Schlauch an. Nur in Ausnahmefällen gibt es ein Exhörergerät.
Die Patienten wissen, dass die Geräte gebraucht sind und geben eine Spende dafür. Jeder das, was er kann. So haben wir beispielsweise selbstgemachten Wein, Olivenöl und gestrickte Socken bekommen.
Die nächsten Tage waren ähnlich getaktet. Am Donnerstag beendeten wir unsere Arbeit dann nach der Mittagspause.
Fazit:
Die meisten reagierten positiv auf das neue Hören und waren sehr dankbar. Viele strahlten vor Freude. Ein Mann war ganz außer sich, als er seine Fußtritte auf den Boden wieder hörte. Das waren berührende Momente.
Viele hatten Angehörige dabei, die sie begleiteten. Es gab Situationen, in denen wir herzlich miteinander gelacht haben. Situationskomik geht eben auch ohne Worte.
Zwei Patienten waren mittlerweile so hörentwöhnt, dass sie auch mit den Geräten nicht besser verstanden. Ihnen konnten wir leider nicht helfen. Doch es war einen Versuch wert. Sicherlich werden auch hier, wie in Deutschland, einige Geräte in der Schublade landen. Um dies zu verhindern, hat Marina einen Infozettel auf albanisch verfassen lassen, in dem steht u.a. dass die Patienten bei Nichtgebrauch die Geräte bitte wieder bei der Schwerster abgeben sollen.
Ein tolles Projekt, interessante Einblicke in das Leben und das Land Albanien, herzliche, aufgeschlossene Menschen … Auf jeden Fall würde ich nochmal eine Reise nach Pllane starten.
Verena, Sr. Caridad und Alida im Einsatz
Marina und Alida bei einer Anpassung