Zweiter Einsatz, Sept. 2017
Mit großer Vorfreude ging es am Mittwoch, 06.09. mit dem Flugzeug über Wien nach Tirana. Dieses Mal mit „kleinem“ Gepäck, da Batterien, Reinigungsmaterial und Trockenmaterial noch ausreichend vorhanden war.
Im Vorfeld hat Schwester Caridad wieder jede Menge Hörtests durchgeführt und uns per Mail geschickt. Die Abformungen haben wir dieses Mal per Post aus Albanien erhalten und wir haben wieder ein Labor gefunden, welche uns diese wieder als Sachspende gefertigt hat (an dieser Stelle, herzlichen Dank an das Labor Müssle aus Pforzheim).
Die Auswahl der Hörgeräte habe ich auf Grund der Hörtests getroffen und einige als Reserve für alle Fälle mitgenommen. Dieses Mal konnten wir keine Hersteller für uns gewinnen und mussten auf den Fundus an Geräten zurück greifen, welcher sich aus Altgeräten angesammelt hat (Spenden von Kollegen und Kunden). Alle Geräte wurden vor dem Einsatz technisch überprüft und instand gesetzt (Danke an den Hörmittelhilfsdienst aus Dortmund).
Nachdem die Schwestern mich nachmittags am Flughafen abgeholt haben und ich mein Zimmer bezogen habe, haben Schwester Caridad und ich den geplanten Ablauf der nächsten Tage besprochen. Es waren 7 Kontrollen der Anpassungen aus April geplant und 13 Neuanpassungen. Da ich erst Montagnachmittag weiter ziehen wollte, hatten wir sogar mehr Zeit als Schwester Caridad geplant hat. Sofort hat sie sich ans Telefon gestürzt und weitere Patienten von der Warteliste für einen Hörtest eingeladen. Somit kamen insgesamt noch 12 Hörtests dazu.
Anfangs war ich nicht so begeistert darüber auch Hörtests und Abformungen zu machen, da das ja auch ohne meine Unterstützung bisher gut geklappt hat. Aber es hat sich doch als durchaus sinnvoll ergeben, da ich sofort mit den Betroffenen über Erwartungen an die Hörsysteme, Gewöhnung und Sinn oder Unsinn einer Versorgung diskutieren konnte. Ich glaube, dass dies die Arbeit im nächsten Einsatz erleichtern wird.
Ein großes Problem bei den Anpassungen in Albanien ist die Erwartung an die Hörgeräte. Viele Menschen denken, dass es wie bei einer Brille ist, Hörgerät ans Ohr und der Betroffene hört wieder wunderbar. Da viele Versorgungen erst nach vielen, vielen Jahren der fortschreitenden Hörminderung statt findet, ist das Gehirn anfangs mit der neuen Flut an Informationen überfordert. Auf diesen Gewöhnungsprozess muss der Patient gut vorbereitet werden. Außerdem erlebe ich es immer wieder, dass die Menschen leider erst zum Hörtest kommen, wenn das Gehör so schlecht ist, dass eine Versorgung keinen Sinn mehr macht.
In den Mittagspausen oder zwischen den Terminen wurde das schöne Wetter genossen oder den Schwestern bei den Vorbereitungen von Hochzeitsgeschenken geholfen. Als Dank dafür haben die Schwestern mich mit auf die Trauung des Brautpaares genommen und mit mir einen Ausflug zum größten wöchentlichen Viehmarkt im Umkreis gemacht.
Am Montag Abend ging es dann mit dem Mietwagen Richtung Shkodra, da wir am Dienstag einen Termin in Puka hatten. Die Überlegung eine zweite Station einzurichten ist schon länger im Hinterkopf, aber bisher haben sich noch keine Möglichkeiten ergeben. Im Krankenhaus Puka hätten wir diese Möglichkeit, wir haben aber erstmal Abstand genommen, da wir glauben, dass eine Station erstmal ausreicht. Sollten sich noch mehr Akustiker finden, die unser Projekt nicht nur mit Hörsystemen, sondern auch im Einsatz vor Ort unterstützen, dann wird das Projekt in Puka ganz sicher in Angriff genommen werden.
Der nächste Einsatz ist für das Frühjahr geplant, wenn wieder ausreichend Hörsysteme vorhanden sind. Momentan sind wieder 14 Patienten auf der Warteliste für Hörgeräte.